Wer Pinot mag und schätzt, der ist stetig auf der Suche nach tollen Erzeugnissen. Die Weine aus dem Burgund gelten weltweit als Massstab für guten Pinot Noir. Nur sind diese Weine für mein bescheidenes Budget etwas astringierend. Da macht es sich ein Vinopath doch lieber zum Hobby, Flaschen aufzustöbern, die ins Budget passen und Freude machen.
Die zunehmende Existenz solcher Erzeugnisse, können auch eingefleischte Kenner und Liebhaber der grossen Burgunderweine nicht mehr verneinen. Was aber ein «preiswerter Kracher-Pinot» ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Wer sich damit abgefunden hat, für einen guten Tropfen 80 Franken aufwärts zu zahlen, der wird wohl nach alter Tradition im Burgund fündig. Für eine Entdeckung zwischen 20 und 40 Franken würde ein Vinopath jedoch schon weit gehen. Muss er aber definitiv nicht! Im Burgund einfach links abbiegen, im östlichen Loiretal landet man im Sancerre. Hier schlägt nicht nur das Herz eines Liebhabers der trockenen Weissweine höher. Nein, hier wird auch die Schnüffelnase einer Pinot Spürnase fündig. Wir hatten dieses Wochenende die Gelegenheit an der Gourmesse bei Roger Crausaz loire-weine.ch einige neuen Jahrgänge aus dieser Region zu degustieren. Wer einmal die Gelegenheit hat einen solch umfangreichen Querschnitt durch die Weinregion der Loire zu erhalten, der sollte sich das nicht entgehen lassen. In dieser Region tummeln sich einige Qualitätswinzer und Persönlichkeiten, die ihr Spiel auf der Terroir-Orgel beherrschen. Über einige Weissweine von der Loire haben wir hier bereits berichtet. Uns haben es am Freitag aber besonders die Rotweine angetan. Eben Pinot Noir aus Sancerre und Cabernet Franc aus der Touraine, genauer aus dem Bourgueil. Im Fokus drei Weine, die besonders beeindruckt haben.
La Moussière – Alphonse Mellot 2009
Pinot Noir, Sancerre AOC
Hier erstaunt zuerst einmal die ungewohnt kräftige Farbe für einen Pinot. Beim ersten Beschnuppern erkennt man jedoch bereits die Klasse dieses Weines. Wunderbare Beerenaromen wie Himbeeren und Weichselkirschen, würzige Noten von Pfeffer und der dezente Holzgeschmack, machen dieses Bouquet lebendig und aufregend. Dieses tolle Spiel setzt sich 1:1 beim Trinken fort. Die Balance von Säure und Tannin lassen bei diesem Wein keine Zweifel an seiner Grösse. Mit 42 CHF ist er natürlich für manchen kein Schnäppchen. Aber hier schlägt die Spürnase des budgetorientierten Pinotsuchenden Alarm!
Morogues Les Cris – Henry Pellé
Pinot Noir Menetou-Salon Morogues AOC
Er ist wohl der etwas feingliedrigere Kandidat im Vergleich zum La Moussière. Das hellfruchtige Pinot-Aroma ist auch hier unverkennbar und präsent in der Nase. Jedoch zeigt sich dieser Wein etwas animalischer und würziger. Eine kräftige Säure mit rundem Tannin sorgt für das Rückgrat dieses Weines. Reife Frucht und das dezente Holz lassen mich wiederum von einem wunderbaren Wein schwärmen. Mit 32 CHF ist man hier definitiv in einer Preis-Spass-Zone gelandet, die so gross ist wie das Wochenendhaus eines Burgundersammlers.
Grand Mont – Pierre J. Duret 2003
Cabernet Franc, Bourgueil AOC
Gereiftere Jahrgängen zu vernünftig gebliebenen Preisen zu kaufen, diese Gelegenheit bietet sich nur selten. Darum möchten wir euch das schöne Beispiel dieses Cabernet Franc aus der Touraine nicht vorenthalten. Dieser Wein riecht nach reifen dunklen Beeren, wie Cassis und Brombeeren. Der gereifte Wein bringt ein vielschichtiges Aromaspektakel mit sich. Würzige Noten von Pfeffer, Zeder, Tabak. Hier will die Nase gar nicht mehr raus. Muss sie aber, um einen Schluck zu probieren. Für einen Wein mit acht Jahren auf dem Buckel sind die Tannine noch kräftig im Schuss und werden mit ebenso Säure gut unterstützt, um auch noch weitere Jahre fit zu bleiben. Dies ist wohl ein Champion für die angelaufene Wildsaison. Mit 28 CHF für mich der Kracher und ganz was Besonderes. Jetzt kaufen, geniessen oder einfach noch liegen lassen.
Die Preise dieser Weine mögen bei einigen Stirnrunzeln hervorrufen, zumal ich hier von Preiswert reden. Hier sprechen wir nicht von Alltagswein, dem Schoppen zum Schüblig oder zur Pizza. Diese Weine können sich mit einigen grossen und renommierten Weinen messen. So betrachtet und in Relation zu deren Preisen, sind wir in der Rubrik «Genuss der Spass macht» gelandet. Für diese drei grossartigen Weine gilt: Klassik meets Jazz!
Falls ihr auch solche Trouvaillen kennt oder ganz anderer Meinung seit als die Vinopathen, dann postet uns doch eure Erfahrung.
Frohes Weinsein!
Salut les vinopathes.
Schöner Beitrag. Gefällt mir. Danke.
Lieber Gruss von Roger
Hallo Vinopathen
Wieder ein ganz erfrischender Bericht. Super gemacht.
Herzliche Grüsse
Jean François